UAE
Desert
Challenge
2013
Mit 63 Jahren nochmal probiert - UAE 2013 !
Vorgeschichte:
Seit ich entschieden hatte, dass die Desert Challenge 2014 die letzte Rallye in meinem Leben ist, konnte ich mich nie mehr von den guten und auch schlechten Erinnerungen lösen, welche ich während der letzten 25 Jahre im Mittleren Osten gemacht hatte.
Unzähliche trips in die Wüste, tausende Km mit dem Bike durch die Dünen & endlose Übernachtungen prägen gewaltig ein Leben.
Es ist wie mit einem Virus den man einfach nicht mehr los bekommt! Tage und Nächte dachte ich immer wieder darüber nach, was ich als nächstes tun sollte. Da gab es immmer noch den Traum von der DAKAR Rallye, der BAJA 1000, Race to Africa und viele andere mehr ... Aber deshalb wird es auch Traum genannt & es bleibt auch ein Traum! Älter werden ist immer ein Kampf zwischen " BODY & MIND "! Der Körper verschwindet langsam und der Geist scheint noch im Alter nur 25 Jahren zu sein! Was ist zu tun? Lange Rede, kurzer Sinn!
Im November 2012 beschloss ich, die UAE zu verlassen und mich meiner Familie in Deutschland anzuschließen, um meine Rente vorzubereiten ( Verkauf von Bikes, Autos, Möbel usw. ) und hätte da nicht eines Tages das österreichische Fernsehen - ORF 1 - angefragt um an einer TV-Serie namens "Lebe Deinen Traum"mitzumachen, wäre wohl alles auch so gelaufen.
Die Idee der Serie war es Österreicher rund um den Globus, bei ihren Jobs, dem tägliches Leben und auch einige Freaks mit
"Ungelebten Träumen " zu zeigen ... Ich und mein Wüsten Virus wurden als Träumer ausgewählt und schon war ich wieder in der Wüste!
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Gleichzeitig fand ich eine KTM 530 EXC Factory Editionin neuzustand und kaufte das Ding für meine Aktivitäten in Deutschland.
Ein paar Tage danach bei einem Besuch der UAE KTM Vertretung, entdeckte ich in Regalen unzählige & ungenutzte Teile für rallye Bikes!
KTM hatte alle lokalen Rennaktivitäten abgebrochen und waren bereit, die Teile zu guten Preisen zu verkaufen! So kaufte ich kurz entschlossen alle Teile welche meine 530 Factory Edition zu einem rennfähigen Rallyebike mutieren liessen!
Vorbereitungszeit:
Drei schon früher gefahrene Rallyes und dadurch einiges an Erfahrung bezüglich - "Was zu tun ist und was man lieber lassen sollte ", konnten mich nicht davon abhalten gravierende Anfänger Fehler zu machen. Wenn man das so im Nachhinein aufschreibt, kommt man sic richtig dämöich & blöf vor !
Ich wusste, dass das "Aufrüsten" eines standard bikes zu einem Rallye-Bike sowieso ein Albtraum ist und das Ergebnis nie so wird man man es sich wünscht. Erst recht bei einer der härtesten Wüstebrallies wie in UAE, wo der Dünen & Sand Anteil gewaltig ist!
Mein Angehen: Eine 1-jährige KTM 450Rallye in den UAE zu kaufen, bin aber aufgrund mangelnder Sponorship an dem projekt gescheitert. Es geht einfach immmer um viel Geld. Desshalb habe ich mich selbst davon überzeugt (... mich selbst betrogen), dass ein Upgrade meiner KTM 530 EXC Factory Edition mit den alten Rallye Teilen von KTM schon gehen wird und für einen alten Mann gut genug sein würde :(
... hier habe ich angefangen, mein Leben wirklich schwierig zu machen!
Zuerst zeigte sich, dass die Teile, die ich gekauft hatte, ziemlich beschädigt waren und die Nacharbeit mehrere Wochen dauerte. Zweitens - mir ging die Zeit davon - ich konnte nicht einmal einen richtigen Testlauf mit dem Motorrad machen, nachdem es 2 Tage vor dem Start der Rallye endlich fertig war !! Um den Motor auf Hochgeschwindigkeitsteilen des Rennens zuverlässiger zu machen, habe ich mich außerdem für den Einbau eines "WOESSNER PISTON" entschieden, der seine Qualität und Zuverlässigkeit unter Beweis stellt!
Am Ende muss ich JEDEM raten, der von seiner ersten Rallye träumt: Holen Sie sich ein richtiges Rallye-Fahrrad mit angemessener Unterstützung, damit Sie sich auf die wichtigen Dinge konzentrieren können - das sind SIE & Fahren Sie Ihr Fahrrad ... Sie beide versuchen, die Wüste zu besiegen !​
1-ter & 2-ter Testlauf & Prolog in Abu Dhabi:
Brachte das Fahrrad in die Wüste, die im Motor lief (... erinnere dich! Neuer Kolben). Das Fahrrad feuerte gut wie in der Werkstatt, das Grundfahren war besser als erwartet und 2 weitere Läufe von 20 Minuten waren ebenfalls in Ordnung. Da dies nur 2 Tage vor der Rallye war, musste ich auch das Verhalten unter "High Speed" testen. Da war es, als die Katastrophe zuschlagen wollte! Das Fahrrad würde nicht mehr als 130 km fahren - stattdessen werden seltsame Geräusche und Motorausfälle angezeigt, sobald das 130 km-Limit überschritten wird!
Angerufene Freunde, genannt KTM, Woessner usw. Nachdem alle Vorschläge für Düsen, Zündkerzen, Ventile usw. erschöpft waren, brachte ich das Fahrrad zur Analyse zurück zu KTM UAE. Marc COMA & Taddy Blazusiak mit ihren Mechanikern waren auch da, aber keine wirkliche Vorstellung von dem Problem! Wir beschlossen, den Motor in Stücke zu zerlegen, da die Kurbelwelle ein seltsames Geräusch zu verursachen schien :( ... das wird teuer, dachte ich!
Nach dem Zerlegen wurde der Pistron, der Zylinder usw. von KTM und auch von Marc Comas Mechanikern überprüft ... nichts, was als falsch angesehen werden könnte!
Also haben wir uns entschlossen, einen NEUEN CRANCSHAF zu installieren und den Motor von Grund auf neu zu bauen! Einer von Marcs Mechanikern fügte hinzu: Installieren Sie einfach auch einen "Standardkolben"! Wir haben das Fahrrad abgefeuert und der Motor lief genauso wie der andere. OK - ABER noch kein Hochgeschwindigkeitstest durchgeführt!
Und es war keine Zeit zum Testen! Am nächsten Tag war der Prolog in Abu Dhabi! Also beschlossen wir, einen "Run In" des Motors auf der Autobahn nach Abu Dhabi zu machen und nach 50 km den Geschwindigkeitstest zu versuchen ........
Nun - was soll ich sagen - Magie? Es funktionierte über 130 km hinaus und es gab auch bei 160 km keine Anzeichen von Fehlzündungen und der Prolog wurde auf dem 43. Platz beendet ... NICHT mal Letzter ! Bereit für das Rennen am nächsten Tag!
Gleich gehts ab ...
Treffen mit alten Auto Rallye Bekannten beim Start
​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​Startlist ADDC 2013 - alle Top Fahrer wählten die hintersten Startplätze & flogen förmlich an mir vorbei :) :) :)
Tag1 - Abu Dhabi - Qasr Al Sarab:
Die erste echte Rennetappe soll von Abu Dhabi bis nach LIWA führen, wo der Dreh- und Angelpunkt für die Rallye seit einigen Jahren ist.
Beim Fahren auf der Straße von YAS MARINA bis zum Start merkte man bereits extrem starken Wind. Als wir im Startbereich ankamen, zeichnete sich ab, dass die Etappe wegen schlechter Sicht aund weil die Hubschrauber nicht starten können, abgesagt werden würde.
Dies kam dann auch so und wir fuhren wie auf einer Perlenschnur aufgereiht nach Liwa - ohneZeitnahme!
Eine extrem langweilige und zermürbende Fahrt im Sandsturm, wo man immmer nur das Rücklicht des Vpordermanns sah!
Wieder ein Tag verpasste, an dem ich mich an das Bike gewohnen hätte könnnen. Bis dato hatte ich gerade mal 30 Minuten im Sand trainiert gehabt - was sollte das noch werden?
Warten dass der Sandsturm sich legt - leider gings im Gänsemarsch ab nach LIWA ins Fahrerlager
Tag 2 - Liwa - Section 2 - ADNOC - 250 km:
An diesem Tag hatte ich vor dem Start ehrlich gesagt wirklich etwas " Schiss "! Es war bekannt dass dies gleich mal ein schneller und harter Tag werden würde - und ich noch keine Erfahrung mit dem Bike! Die bestplatzierten Fahrer von Prolog hatten sich entschlossen von ganz hinten zu starten, um ohne Navigation schneller fahren und eune bessere Zeit erzielen zu können.
Es stellte sich schnell heraus dass ich mit dem Buke noch echte Probleme hatte und schon nach etwa 15 km vom Start übersah ich einen " Drop Off " der nicht im Roadbook vermerkt war - mit Vollgas in letzter Sekunde versuchte ich den Einschlag etwas zu vernindern, was leider nur teilweise gelang! Ich hatte bei der Landung doch gleich mal mein GPS mit dem Helm und den Zähnen zerstört!
Ich schmeckte Blut in meinem Mund und befürchtete dass dies schon meine ganze Rallye gewesen sein könnte. Zum Glück konnte ich weitermachen und da mein GPS sowieso schon TOT"war, musste ich den Spuren und anderen Fahrern folgen.
Als ich dann aber kurz darauf eine Düne runter fuhr, dachte ich mich in einer anderen Welt zu befinden. Wie bei einem Erdbeben tobte plötzlich der Sand - ein Getöse und brachialer Sound neben mir!
Es war aber nicht der Weltuntergang, sondern NUR die Top-Fahrer, welche von hinten gestartet waren! Sunderland, Coma, Gonzalves, Bareda Bort, usw... Auf halben Weg die etwa 150 m langen Düne "flogen" sie praktisch an mir vorbei, als gäbe es kein morgen mehr!
Es war so beängstigend für mich, dass ich wohl den Weg nach unten nicht mehr geatmet hatte!
Nachdem ich mich am Fuss der Düne von diesem Schreck erholt hatte, sah ich erstmals wieder nach vorne und nach oben - da war aber niemand mehr! Die waren schon wieder über alle Berge. Möglicherweise war es nicht real und nur eine "Fata Morgana".
Von diesem Zeitpunkt an war ich dann alleine auf mich gestellt und war echt froh beim nächsten Checkpoint unsere Crew und ein paar Leute zu sehen. Völlig erschöpft entschied ich mich dann auch Tag 3 zu meinem persönlichen Ruhetag zu machen. Es war einfach zu schwer für mich und meine Leben und die Familie zählte dann doch noch mehr , als eine geile Geschichte im Alter! Ich hatte ja auch schon ein paar Freunde in der Wüste verloren und wollte nicht wirklich deren Schicksal mit denen teilen. Es war wirklich hart und sogar mein wesenlich jüngerer Team Partner, welcher später sogar die Dakar in Südamerika schaffte, tat es mir heute gleich und strich Tag3.
Bei solchen Helfern will man gar nicht los ... oder?
Das sind die schönen Augenblicke ...
Tag 3 - LIWA - Abschnitt 3 - QASR AL SARAB - 284 km - Ruhetag für Klaus:
Wir wollten und mussten uns erholen, um den Rest der Rally unbeschadet durchstehen zu können. Wir folgte nder Rallye an sehr schönen Stellen und versuchten von den Stars zu lernen :) - am Abned gingen wir noch zur mentalen Erholung in das unbeschreibliche Wüstenhotel neben dem Fahrerlager - dem "QASR AL SARAB" !
Aber schon während des Tages bereuten wir beide unser Aussetzen und freuten uns auf Tag 4. Während des Fahrerbriefings stellte sich heraus, dass einige Fahrer diese Option eines Ruhetages aufgrund von Erschöpfung und geringfügigen Verletzungen gewählt hatten. Da ich dies wusste, schaute ich zum ersten Mal auf die Ergebnisse und es sztellte sich heraus, dass ich immer noch eine Chance hatte nicht als " LETZTER " ins Ziel zu kommen, was ja mein erklärtes Ziel war! Und noch viel besser, da ich in der Klasse über 450ccm gewertet wurde, lag ich dort immer noch auf Platz 4! Konnte ich das vielleicht sogar noch alten?
Ich musste einfach jeden Tag irgendwie durchkommmen und hoffe auf Unterstützung von ganz oben :)
Zusätzlich machte ich auch noch eine etwas schmerzliche Erfahrung! Wie schon berichtet hatten einige Fahrer Tag 3 ausgelassen. Ichzum Beispiel hatte mich bei der Rennleitung abgemeldet - was meiner Meinung nach richtig war! Andere aber waren am Start erschienen, gestartet und dann nach ein paar metern Fahrt ausgeschieden.
Der UNTERSCHIED: Ganz einfach! Meine Strafzeit war etwa 3x so hoch wie deren Strafzeit! Meine Strafe war 102: 00 Stunden - ihre Strafe aber NUR 33:00 Stunden !!! Dumm gelaufen dachte ich mir.
Verdienter Service
Mein Team Buddy Kobus - Probleme mit der Hand
Tag 4 - LIWA - Abschnitt 4 NISSAN - 266 km:
Auch wenn es für niemanden in der Welt von Interesse ist wer nun in der Klasse über 450ccm die Plätze 1., 2., 3. belegen würde - für mich wurde es aber nun wie zu einer Droge! Es wurde nun mein "Letzter Kampf" - die Wüste, das Motorrad und ein paar wenige Fahrer in der Klasse über 450 ccm! ... ein alter, halb gebrochener Mann gegen ein paar junge " Spritzer".
Plötzlich war wieder Kraft in meinen Armen und Beinen, wo ich noch nie zuvor Muskeln aufgebaut hatte und der Kopf stimmte! Mein eigenes kleines Rennen innerhalb der Rallye fing gerade an. Um ehrlich zu sein - mindestens 10 Mal wollte ich aufgeben ... aber jedes Mal, wenn ich einen jüngeren Fahrer sah ... schwitzend und auch erschöpft - dachte ich " Lieber sterben als Aufgeben! "
Dies hat mir geholfen, einen wirklich tollen Tag zu überstehen und mich immer noch nahe an einem 450+ Podestplatzierung" zu halten.
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Tag 5 - LIWA - Abschnitt 5 ABU DHABI AVIATION - 266 km:
Nachdem ich es bisher geschafft hatte, war eines klar ... Aufgeben geht nicht! Entweder in der Wüste krepieren oder das Rennen im Stil eines " Silberrückens " zu Ende fahren! Da ich zu meinem Glück auch die Gegend und Dünen von unzähligen Trips mit dem Auto sehr gut kannte, nutzte ich meine ganze verbleibende Kraft (10%) und meinen ungebrochenen Willen (90%) um auch noch den letzten Tag unter Qualen zu schaffen. Getrieben von dem ungebrochenen Willen und dem verbleibenden Adrenalin war ich noch nie so glücklich, meinen Schwager und menthalen Support im Ziel zu sehen (er hatte mich echt durch die Rallye geprügelt! ).
DANKE NOCHMAL Roland !!!
Das unglaubliche Pech meines Hauptkonkurenten um den dritten Platz in der 450+ Klasse - Robin Colgan (GBR) - brachte mich sogar noch auf die dritte Position in dieser Klasse. Er war hinter einer Düne gestürzt und sein Bike leider von dem nachfolgenden Rennauto überfahren worden. Somit war er zwar unverletzt aber leider für ihn aus dem Rennen!
Sein Pech brachte mir nun Platz 3 in der 450+ Klasse ! Sorry Robin! Ein Rennen ist eben erst zu Ende wenn man im Ziel ist und ich schäme mich für mein Glück nicht! An diesem Tag hatte ich auch 10 weitere Fahrer geschlagen die viel jünger als ich waren.
Viel mehr aber zählte: Ich habe es durch eine der härtesten Wüstenrallyes weltweit geschafft!
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Aussagen von mehrfachen Dakar Teilnehmern bei der Fahrerbesprechung am Abend vonTage 2 ( .... einer davon Pal Andres Ullevalsetter )
" Ich war nach einer Dakar-Etappe in den letzten Jahren noch nie so erschöpft "
" Wenn sie bei der Dakar so eine Etappe einbauen, sind am nächsten Tag vermutlich 50 Biker raus "
Ich verfolge die Dakar Rallye seit 30 Jahren und bin desshalb noch stolzer diese meine "LETZTE RALLYE" geschafft zu haben.
Ein riesen Danke an meine Frau, die während dieser Rallye vermulich noch mehr als ich gelitten hatte!
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Zusammenfassung - hört sich vielleicht etwas sonderbar an - aber echte RACER werden das verstehen:
Es war viel zu viel für mich und weite über meinen körperliche Grenzen. nur mein Alter und die mentale STärke heben mich durchgebracht! ABER! Ich würde es sofort wiedermachen - ein unvergesliches Erlebnis!.
Ergebnisse von Tag 5 - und schließlich als 3. in der Gesamtwertung für 450ccm + Klasse nach Hause gekommen:
War eine Super Rallye und noch viel mehr ein Super Team !
Mein Team Buddy Kobus Pottgiter #33 - wurde bei der Rallye Dakar in Südamerika als " SUPERMAN " bekannt und schaffte es dort auch die Dakar als "Finisher" zu beenden - MABRUK Kobus!