UAE
Desert
Challenge
2004
Meine letzte Rallye ? WM Lauf in Abu Dhabi mit Pal Anders Ullevalsetter
Wenn überhaupt, dann musste es ein top Bike sein - eine Rallye Replica660 !
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Monatelang hatte ich nun eine Rallye Replica660 gesucht und leider nur " Schrott " zu Gesicht bekommmen. Eine KTM Rallye Replica660 wäre mein Traum. Als ich nun in 2003 nur für Freunde Service bei der Rallye machte und dabei auch ein paar Unterhaltungen mit Pal Anders Ullevalsetter führte, waren wir uns schnell einig dass ich nach der Zieldurchfahrt in Abu Dhabi sein Bike kaufen würde. Er hatte in diesem Jahr die WM gewonnen und war guter Laune, darum auch ein guter Preis für mich :)
Pech dabei war dass der Motor bei der Durchfahrt ins Ziel den Geist aufgab - Lagerschaden der Getriebewelle! kei nProblem - Pal gab mir seinen Erstazmotor für wirklich sehr wenig Geld und ich konnte anfangen das Teil für die 2004 Rallye zu überholen!
Da ich mir oft wegen meiner Gründlichkeit selber im Weg stehe, wurde das Bike dann erst 3 Wochen vor der Rallye fertig - ob das wohl gut geht? Die ersten Trainingsrunden waren sehr ernüchternd und der Motor ging permanent aus. Drei Tage dauerte es bis ich den Grund - eine schlechter Kontakt hinter dem Sicherungskasten - ausfindig machte.
Die zweite Einheit war dann schon viel besser und es schien alles perfekt! Ich hatte schon Wochen zuvor im Gym trainiert und einen strickten Essplan eines Freundes ( ex Marshal Arts Fighter ) eingehalten und das machte sich bezahlt - ich war fit!
Als nächste Besserung war auch beschlossen dass ich nur noch Mousse in den Reifen fahren werde - wie die Top Leute. Das Training zeigte auch hier eine echte Steigerung zum normalen mit Luft gefüllten Reifen!
Nun war es wieder Zeit fürs Team - mein Schwager Roland, und zwei Kumpel aus UAE sollten disen Job übernehmen - die Crew stand!
Vorbereitung zur Abnahme
Bike & Fahrer Abnahme
Prolog Dubai ( 2 Km ):
Wie üblich war in Abi Dhabi ein Prolog angesetzt welcher eigentlich nur als Spektakel für die Zuschauer dient und ein wenig auch um die Startreihenfolge auszufahren. Obwohl dies nicht wirklich wichtig ist, drehen die meisten Fahrer jetzt schon durch - da Adrenalin kocht und die Aufregung zu gross! Viel hatten Monate lang Sponsoren gesucht und genervt um an der Rallye teilnehmen zu können und schon nach ein paar Metern war alles vorbei - Armbruch, Schlüsselbein, usw...
Ich wiederholte meine Fehler aus den Vorjahe´ren diesmal nicht und landete so etwa um Platz 25. Aber es gab etwas ganz Besonderes! .ch erkannte eine alte KTM Rallye Replica660 von PG Lundmark, die von einer winzigen, niedlichen und sexy aussehenden Dame zum Start gebracht wurde! ... sie sah aus wie die Miss Schweden! Und alle nannten sie die " Rallye-Prinzessin " ? Und ich sollte staunen. Ihr Name: Anni Seel ! Schon mehrere Dakars und andere Extrem Rennen gefahren, hatte sie das Bike von einem Schweden welcher kurz zuvor absagen musste einfach übernommen und ging nun i nAbu Dhabi an den Start . Für mich war da Wahnsinn! Wie konnte sie das Bike aufheben? Wie wegfahren? Antwort: SIE KONNTE ! Sie konnte nicht nur das sondern war extrem gut! Das bike hat etwa 240 kg - Anni Seel vielleicht mal 45 kg ?? Sie beendete den prolog genau einen Platz vor mir - sie war schneller und das wurde für den Start zur ersten Sonderprüfung noch richtig interessant für mich - ich musste genau hinter Anni ins Rennen und dachte dass ich sie gleich am Ende der grossen Sabqa wo nur Vollgas gefahren wird überholen würde - dachte ich zumindest!
Sexy Anni & sexy Nummernschild :)
Anni Seel beim Start - #52 - ich hatte #53
Tag 1 Abu Dhabi - Moreeb (406 km):
Der offizielle Start war wie üblich in Abu Dhabi vor einer grossen Shopping Mall um mehr Zuschauer und Presse anzuziehen. Ich war die Hitze gewohnt aber die Konkurrenz aus Europa begriff langsam was da so auf sie zukam.
Am Morgen haben wir 32 Grad Celsius abgelesen. Dann wurde einer nach dem anderen auf die Strassen Etappe geschickt - von Abu Dhabi Stadt bis zum Start der esten Sonderprüfung in der Wüste - etwa 80Km Strassenfahrt.
Wie gesagt - da stand Anni Seel vor mir und fuhr los - ich 1 Minute danach - vollgas auf eine änge von etwa 3 km - ich sah ihren Staub kam aber nicht näher! Ich hatte so zeimlich Vollgas - konnte das sein? Die Dame ist ja die Hölle dachte ich. Ich brauchte noch gute 30 Minuten bis ich endlich an ihr vorbei war - ich kannte zudem auch noch die Gegend recht gut - was für eine Schande?
30 km vor dem Service Punkt fing plötzlich mein Hinterteil an wie verückt rumzuspringen - als hätte ich keine Federung mehr. War das Mousse zu heiss geworden und geschmolzen? War wie ein platter Reifen? Alles mögliche ging mir durch den Kopf. Ich musste das Tempo rausnehmen weil es sonst zu gefährlich wurde. Ich entschied mich einfach bis zum Service Punkt mit max. Tempo 100 weiter zu fahren, Jetzt wurde ich natürlich wieder von ein paar überholt!
Am Servicepunkt bat ich das Team das Vorder- und das Hinterrad zu wechseln um eine Katastrophe zu vermeiden! Aber auch die Ersatzräder hatten Mousse montiert und ich musste also wieder mit Mousse Rädern weiter. Nach weiteren 80 km gefahren, war das springende Heck auch plötzlich wieder da ..... 'Shi ..... t mouse', sdachte ich mir! In den Dünen wurde es noch schlimmer und ich konnte kaum mehr den Lenker festhalten. Ich wurde immer schwächer und hoffte nur noch dass ich es ins Ziel und ins Biwak schaffen möchte - egal in welcher Position - und ich schaffte es!
Zurück im Biwak bat ich zuerst Roland und Rob, von allen Rädern das Mousse zu entfernen und normale Schläuche zu montieren - ein Gewaltakt am Ende des Tages! Meine Gesamt Platzierung war ja jetzt auch nicht wie erwartet und ich hatte insgesamt nur den 24. Platz erreicht, was echt nicht meinen Erwartungen entsprach!
Typisch Rallye - ich kaputt !*
Und Roland schraubt die ganze Nacht !
Tag 2 Liwa Roundtrip Moreeb - Moreeb (449 km):
Ich war heute bereit anzugreifen und zu beweisen, dass das KTM Rally Replica660 ein fantastisches Motorrad ist und eine bessere Platzierung mit mir verdiente. Wie am ersten Tag konnte ich konstant einige Fahrer überholen, bis wie am Vortag das alte Problem wieder auftauchte! Was war das? Bestimmt nicht das Mousse oder die Räder - das war jetzt sicher! Angehalten, die Reifen überprüft (... waren in Ordnung) usw. ... konnte nichts finden und musste weitermachen, genau wie am Tag zuvor. Meine Freunde Shone, Scott, Dick und Ian kamen wieder an mir vorbei und ich musste es ruhiger angehen lassen ... für weitere 350 km !! Die Dünen in Liwa steigen auf 250 bis 300 Meter und bei einer Außentemperatur von 45 bis 50 Grad Celsius könnt ihr euch vorstellen, was dies für mich bedeutete. Es fühlte sich an, als würde man mit einem platten Reifen fahren. Selber schon total erschöpft traf ich nun auch noch auf einen Fahrer der einen bösen Abflug gehabt haben musste. Es stellte sich heraus, dass er seine Schulter schwer verletzt hatte. Schlimmer noch, er war extrem erschöpft und zeigte bereits deutliche "Dehydration" Mit seinem GPS-System rief ich die Organisatoren an und bat um einen Hubschrauber mit Arzt. Grundsätzlich ist das Rennen in den UAE sehr gut organisiert, aber dieses Mal dauerte es fast 1 1/2 Stunden, bis der Hubschrauber auftauchte! Als die Außentemperatur auf 48 Grad Celsius gestiegen war, wurde es auch für mich langsam kritisch. Wenn man nicht fährt fehlt einfach der Fahrtwind und das macht sehr viel aus.
So verlor ich zusätzlich noch etwa 2 Stunden! Später am Abend stellte ich fest, dass ich von der Organisation eine Strafe für zu spätes ankommmen von 4 Stunden aufgebrummt bekommen hatte, weil ich um 2 Minuten zu spät im Biwak eintraf. Beschwerden halfen leider nichts! Damals war es nicht so einfach Zeit gut geschrieben zu bekommen - das Sicherheits system steckte noch in den Kinderschuhen :(
Um ehrlich zu sein, ... war ich sehr deprimiert, da dies fast nur an der Unterstützung für den gestürzten Fahrer beruhte! Mir wurde von den Organisatoren eine Untersuchung versprochen, ohne Erfolg, außer dass ich 3 Wochen nach dem Ende der Rallye mit einer 'Fairness-Trophy' ausgezeichnet wurde ... wenigsten erkannten sie ihren Fehler, was mir aber gleich gar nicht half!
Mit dieser Strafe fiel ich auf die Gesamtposition 46 zurück!
Nach langen Gesprächen mit dem KTM-Support-Team im Biwak rieten sie mir, meinen hinteren Stoßdämpfer zu überprüfen, der im Grunde nicht schlecht aussah und sich auch einwandfrei anfühlte ( ... im Biwak ). Trotzdem verkauften mir die KTM Leute ( .. .auch Österreicher und vielleicht ein kleiner Vorteil für mich ) einen neuen Dämpfer wir hoffte auf das Beste für den nächsten Tag! Wieder waren Roland & Rob bis spät in die Nacht ziemlich beschäftigt!
Start in Abu Dhabi
Die Rub Al Khali und ihre Dünen
Tag 3 Liwa Roundtrip Moreeb - Moreeb (392 km):
Der Tag begann mit wunderschönen Dünen. Und mein Problem der ersten 2 Tage war gelöst - es war der Stossdämpfer - alles war nun perfekt! Jetzt gings erst mal wieder richtig ab und einer nach dem anderen wurde eingeholt um meinen Platz in der Gesamtwertung zu verbessern! Aber mein Körper war von den Tagen zuvor immer noch sehr erschöpft und ich war sehr bald an meinen physischen Grenzen - verdankete es aber zwei meiner Freunde welche mich hinter sich herfahren liessen und ich so Kraft sparen konnte. AUch halfen sie mir die besten Wege zu nehmen!
Beim ersten Servicepunkt war ich kurz davor, das Rennen zu beenden. Als ich aber mein Team sah, welches auch ziemlich unter der Hitze litt, nahm ich erst mal einen speziellen Power Riegel von meinem Schwager , biss auf die Zähne und fuhr weiter. Jetzt wurde das Bike wegen meiner Schwäche wieder sehr unangenehm zu fahren und meine Erschöpfung verschlimmerte sich mit jeder gefahrenen Meile! Als ich aus den großen Dünen auf einer großen Ölfeldbahn fuhr, traf ich auf Marc Coma welcher sein Hinterrad geschrottet hatte. Ich wäre stolz gewesen meines für ihn zu opfern, aber er meinte dass sein Team schon unterwegs wäre und für ihn dadurch sowieso alles gelaufen ist. Da die Dünen die letzten 20km noch wirklich sehr schwer wurde, entschied ich mich lieber direkt über die Starsse zum Biwak zu fahren und eine Zeitstrafe in Kauf zu nehmen. Ich hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gebracht als ein Schwede an mir vorbeikam und kurz darauf in die Dünen einbog.
Verdammt dachte ich - und schon hatte ich meine Aufgabe verworfen und folgte dem Bängel in das Elend! Was zum Teufel tat ich hier? Ich weiß es nicht! Es war keine gute Idee, das Fahren eine Qual und das Schlimmste sollte noch auf den letzten Meilen kommen. zwei mal musste ich dem Schweden noch das Motorrad ausgraben und als ich mal festhing fuhr er dann einfach vorbei - das ist aber kein Ehren Codex dachte ich noch! Es war einer meiner schlimmsten Tage, die ich je in der Wüste verbracht habe, und ich habe es nur geschafft, weil ich mental alles mobilisieren konnte. Das war echt schon richtig beklopft!
Das Gute daran: Ich habe überlebt, das Motorrad war perfekt und jetzt hatte ich gute Chancen, die Rallye doch noch zu beenden!
Beduinen Tracks sind immer das Schönste
Dünen vom Feinsten ...
Tag 4 Liwa Hin- und Rückfahrt Moreeb - Moreeb (255 km):
Ein fantastischer Tag! Überwältigende Landschaft! Es war nicht möglich sich nur auf das rennen zu konzentrieren - speziell nicht nach meiner verlorenen Zeit der ertsen zwei Tage! Die Ausblicke von den Dünen und das Land waren die Belohnung für alle Mühen und Enttäuschungen der letzten Tage! Es war der einheimische 'Off Roaders'-Traum! Den ganzen Tag fuhr ich mit meinen Freunden Ian & Dick. Sie waren ziemlich schnell in den Dünen und ich habe versucht, mich an sie zu halten, was gut geklappt hat. Im zweiten Teil der Etappe und wegen meinem besseren Bike hätte ich viel schneller fahren können als meine Kumpels, aber ich entschied mich, bei ihnen zu bleiben und einfach die Landschaft und eine Fahrt mit Freunden zu genießen. Ausserdem würde diese Zeit wegen meiner Strafzeiten auch keine große Gesamt Verbesserung bewirken! So hatte ich keinen Zwang ein paar Positionen aufzuholen. Darüber hinaus war es ein sehr emotionaler Moment, als wir alle als Team die Ziellinie überquerten ... ähnlich wie bei unseren tollem Trainingsfahrten vor der Rallye. Trotzdem konnte ich mein Gesamtranking noch auf Position 41 verbessern. Danke Ian & Dick!
Nach 3 Stunden nochmals richtig hoch ...
Rallye Analyse mit" Buddy Dick " :)
Tag 5 Moreeb - Dubai Liaison (449 km):
Aufgrund des unerwarteten frühen Starts des Ramadan, der für Moslems auf der ganzen Welt die „Fastenzeit“ ist, mussten die Organisatoren die letzte Etappe von Liwa nach Dubai absagen. Die Sonderprüfung wurde einfach als Verbindungs Etappe erklärt und so konnten alle Bikes auf Anhängern oder anders zurück nach Abu Dhabi gebarcht werden. Mein Privileg - ich hatte mein Bike und das von Pal Anders Ullevalsetter, welcher gerade den Weltcup gewonnen hatte auf meinem Hänger Vor der Universität von Dubai versammelten wir uns alle noch einmal zu einem Foto, bevor wir zum Podium gingen, das für mich sehr emotional war und all die Schmerzen und Probleme der letzten Tage sofort in schönen Erinnerung umwandelte!
Gesamt Ergebnis - P 30 & P18 in der M1 Klasse
Wieder mal eine wahnsinns Rallye - nicht mit dem von mir erwarteten Ausgang und Ergebnis, aber mit unvergesslichen Eindrücken. Letztendlich ist dann das Ergebnis unwichtig ( ... obwohl ich Marc Coma geschlagen habe :) :) :) :) :) ).
Trotzdem - es muss einfach sein - hätte , wäre, wenn & aber! 6 verlorene Stunden & Dämpfer Probleme abgerechnet ==>
Gesamt Platz 10 -13 wäre locker drin gewesen :( .... M1 Klasse dann etwa Platz 5 - 7 ).